Schlagwort-Archive: Frauen

Wandernde Dichterinnen

KeAndrewsKerri Andrews: Frauen, die wandern, sind nie allein. München: Goldmann 2022.

Übersetzt mit Katrin Harlaß

Kerri Andrews präsentiert in ihrem Buch Frauen aus dem angelsächsischen Raum, die nicht nur schrieben, sondern auch mit Leidenschaft zu Fuß unterwegs waren – von Elizabeth Carter im 18. Jahrhundert über Dorothy Wordsworth, Ellen Weeton, Sarah Stoddard Hazlitt und Harriet Martineau im 19. Jahrhundert,  berühmte Vertreterinnen der Moderne wie Virginia Woolf, Nan Shepherd und Anaïs Nin bis hin zu der Schottin Linda Cracknell und der US-Autorin Cheryl Strayed. Wie ihre gefeierten männlichen Kollegen nehmen diese Frauen die Landschaft in sich auf, sortieren wandernd ihre Gedanken und verwandeln die zurückgelegten Wege in Literatur. In den Portraits und Auszügen aus dem jeweiligen Werk lernen wir nicht nur die Dichterinnen kennen, sondern auch die Landschaften, in denen sie ihre literarischen Werke erwanderten, sei es das schottische Hochland, der englische Lake District oder der amerikanische Pacific Crest Trail.

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Die Geschichte der kranken Frau

Elinor Cleghorn: Die kranke Frau. Wie Sexismus, Mythen und Fehldiagnosen die Medizin bis heute beeinflussen. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2022.

Übersetzt mit Judith Elze.

„Wir sind der Medizin ein Rätsel, weil sie nicht an den richtigen Stellen nach Antworten sucht und weil sie nicht auf die richtigen Dinge achtet. Wir sind der Medizin ein Rätsel, weil sie unangreifbare Fakten braucht. Ich kenne viele Frauen, denen unterstellt wurde, sie täuschten ihre Symptome vor, bildeten sie sich ein oder bauschten sie auf. Es klafft eine tiefe Kluft zwischen der gelebten Erfahrung, die eine Frau mit ihrer Krankheit macht, und dem medizinischen Wissen über diese Krankheit, zwischen ihrer intimen Kenntnis des eigenen Körpers und dem medizinischen Anspruch auf objektive Belege.“

Platz 8 der Sachbuch-Bestenliste für September

Erhältlich unter anderem im Autorenwelt-Shop.

Australien um 1800

Kate Grenville: Ein Raum aus Blättern. Zürich: Nagel & Kimche 2021.

Gefördert aus Mitteln des Neustart-Programms.

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»Ich wurde zu einer Person, die, wenn sie sich nicht vollständig von sich abgewandt hatte, so doch auch nicht zur Gänze sie selbst war. Ich war verbindlicher, liebenswürdiger, eine, die sich klein zusammengefaltet und sorgfältig versteckt hatte, dort, wo niemand sie sehen konnte.«

Was wäre, wenn Elizabeth Macarthur – Ehefrau des berüchtigten John Macarthur, Wollbaron in den frühesten Tagen von Sydney – geheime Memoiren geschrieben hätte? Und was wäre, wenn die Schriftstellerin Kate Grenville sie auf wundersame Weise gefunden und veröffentlicht hätte? Das ist der Ausgangspunkt für »Der Raum der Blätter«, ein spielerischer Tanz der Möglichkeiten zwischen dem Realen und dem Erfundenen.
Die Ehe mit einem rücksichtslosen Tyrannen, ihre eigenen Sehnsüchte, die Suche nach Macht in einer Gesellschaft, die den Frauen keine gab: Elizabeths Memoiren lassen uns hören, was eine dieser scheinbar sittsamen Frauen aus der Geschichte wirklich gedacht haben mag.
Im Mittelpunkt von »Der Raum aus Blättern« steht außerdem eines der brisantesten Themen unserer Zeit: die verführerische Anziehungskraft von falschen Geschichten.
1788. Die 21-jährige Elizabeth hat nicht viele Optionen in ihrem Leben. Als Halbwaise, Schützling eines Geistlichen, ohne große Mitgift in einer Zeit, in der für Frauen das Wichtigste war, einen Ehemann zu finden, muss sie denjenigen zum Ehemann nehmen, der sie als erstes fragt. John McArthur ist rücksichtslos und getrieben von einer dunklen Wut auf die Welt. Er soll eine Stelle als Leutnant in einer Strafkolonie in New South Wales antreten, und Elizabeth als seine Ehefrau hat keine andere Wahl, als mit ihm zu gehen.
Ihr ganzes Leben lang hat Elizabeth gelernt, zuvorkommend zu sein, sich selbst klein zusammenzufalten. Jetzt, in dieser unwirtlichen neuen Umgebung, mit einem Ehemann, der immer wieder für längere Zeit in England weilt, ist Elizabeth auf sich gestellt und geht ihren Weg, so gut es ihr möglich ist.

((Verlagstext))

Zum Hören: Lesenswert Kritik

Laurie Penny: Neue Essays

Laurie Penny: Bitch Doktrin. Gender, Macht und Sehnsucht. Hamburg: Edition Nautilus.

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Eine Besprechung finden Sie unter anderem hier.

Klug und provokant, witzig und kompromisslos sind Laurie Pennys herausragende Essays, die sie zu Recht zu einer der wichtigsten und faszinierenden Stimmen des zeitgenössischen Feminismus machen. Vom Schock der Trump-Wahl und den Siegen der extremen Rechten bis zu Cybersexismus und Hate Speech – Penny wirft einen scharfen Blick auf die brennenden Themen unserer Zeit.

Denn gerade jetzt, in Zeiten sich häufender Krisen in Europa und Amerika, ist es Verpflichtung, geschlossen hinter der Gleichstellung von Frauen, People of Colour und LGBT zu stehen. Der Kampf gegen Diskriminierung ist kein Nebenschauplatz, sondern Voraussetzung für eine gerechte Gesellschaft.

Weit davon entfernt, einen Kampf gegen »die Männer« zu führen, greift Penny den Status quo gezielt an: Es geht ihr um Fairness, Umverteilung von Vermögen, Macht und Einfluss – weitreichende Forderungen, die sie nicht abmildert, indem sie eine rosa Schleife darum bindet.

Penny ruft dazu auf, sich nicht von jenen beeindrucken zu lassen, die uns den Mund verbieten und uns zu angepasster Liebenswürdigkeit zwingen wollen – sondern eine Bitch zu sein und die Stimme zu erheben.

(Verlagstext)

Laurie Penny: Kurzgeschichten

AE_Penny_BabysAnfang März 2016 erscheint bei Edition Nautilus in Hamburg Babys machen und andere Storys von Laurie Penny. Die bloggende Feministin aus Großbritannien ist der Kurzform treu geblieben, und wer ihre Bücher Fleischmarkt und Unsagbare Dinge (beide Edition Nautilus) kennt, ahnt, dass auch ihre Erzählungen nicht völlig unpolitisch sind.

 

Feminismus: jung, wütend, unerschrocken

nautilus_pbRezensionen unter anderem in  ZEIT, FAZ, taz und Deutschlandfunk.

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Die junge Britin Laurie Penny  geht in ihrem neuen Buch Unsagbare Dinge: Sex, Lügen und Revolution von der Lebenswirklichkeit junger Frauen aus und packt den Feminismus erfrischend unerschrocken an. Sie spürt „abgefuckten Mädchen“ und „verlorenen Jungs“ nach, die der neoliberalen Marktkälte zum Opfer fallen und unter den Folgen der globalen Krise und des Sozialstaatsabbaus leiden.

Kritisch beleuchtet sie die Versuche einflussreicher Kreise, die sexuelle Befreiung zurückzudrehen, die repoduktive Freiheit einzuschränken und männliche Gewalt den betroffenen Frauen in die Schuhe zu schieben. Und sie geht der Klischeehaftigkeit des romantischen Liebesideals nach, das der Markt den Menschen aufoktroyiert, um sie dann als Verlierer abzustempeln, wenn die Beziehung scheitert und Frauen ihre Kinder allein erziehen müssen.

Junge Frauen wie Laurie Penny, die im Internet aufwuchsen, wo sie Gleichgesinnte und Freiheit suchten und fanden, stoßen dort auch auf männliche Trolle, die sie mit wütenden Beschimpfungen und Drohungen überziehen, sobald sie sich öffentlich äußern. Überhaupt mischen sich das Netz und die sozialen Netzwerke zunehmend in das Leben der Frauen ein: Die dritte Schicht der Selbstvermarktung, die neben der unbezahlten Familien- und Hausarbeit immer mehr Freizeit frisst, zementiert überkommene Schönheitsideale und verhindert jede Individualität.

Man muss nicht mit allen Ansichten Laurie Pennys einverstanden sein, um zu erkennen, dass die eloquente Bloggerin (Penny Red), die auch für den New Statesman, den Guardian und die Times schreibt, eine wichtige  Stimme der jüngeren Frauengeneration ist.

Unsagbare Dinge: Sex, Lügen und Revolution, übersetzt von Anne Emmert, ist in der Flugschriften-Reihe der Hamburger Edition Nautilus erschienen. Dort liegt bereits Pennys Titel Fleischmarkt vor.

The Girls of Atomic City

kiernanEin Buch, das noch einen deutschen Verlag sucht, ist Denise Kiernans The Girls of Atomic City. In Oak Ridge, Tennessee, wurde 1942 eine Stadt aus dem Boden gestampft, in der überwiegend junge Frauen arbeiteten. Was sie nicht wussten: Ihre Arbeit bestand darin, für das Manhattan Project und die Atombomben, die später auf Japan niedergingen, Uran anzureichern …

Denise Kiernan hat dieses überwiegend weiblich besetzte Kapitel der US-amerikanischen Kriegsgeschichte gründlich recherchiert. Sie schildert Leben und Arbeit in der Trabantenstadt, beschreibt Sicherheitsregeln und Geheimhaltungsstrategien und skizziert die Entwicklung der Atombombe und die Geschichte der Atomschläge gegen Hiroshima und Nagasaki.

Mehr zu dem Buch finden Sie hier.

Und zu den Rechten geht es hier.